Lesen wider des Vergessens
aus: Naumburger Tageblatt / Mitteldeutsche Zeitung
Lesung am 10. Mai gedenkt Autoren
Aktion erinnert an Bücherverbrennung. Mit dabei: Sebastian Krumbiegel.
NAUMBURG/NT/MZ. 1933 brannten in Deutschland Tausende Bücher, nicht im Verborgenen, sondern für jedermann sichtbar – bei Aktionen, die systematisch über
das Land verteilt waren. Besonders der 10. Mai 1933 ging als ein dunkler Tag in der Kulturgeschichte Deutschlands ein – als Vorbote des kommenden Grauens. Auf dem Berliner Opernplatz fand eine Bücherverbrennung statt, zu der 70.000 Menschen zugegen waren.
An das Schicksal von Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die von den Nationalsozialisten verfolgt und deren Schriften 1933 verbrannt worden sind, erinnert auch in diesem Jahr die Aktion „Lesen wider das Vergessen‘ Die Veranstaltung, initiiert von der Freien Schule im Burgenland „Jan Hus“ und der Medizinischen Berufs-Akademie, findet am Sonnabend, 10. Mai, ab 14 Uhr auf dem Naumburger Domplatz statt. Die Schirmherrschaft hat Naumburgs Oberbürgermeister Armin Müller (CDU) übernommen.

Als prominenter Teilnehmer wird Sebastian Krumbiegel, Musiker und Frontmann der Band „Die Prinzen‘ erwartet. Es lesen: Landrat Götz Ulrich (CDU), Schauspielerin Katja Rosin, Sprecher Markus Sulzbacher, Musiker Robert Weinkauf, Theaterintendant Stefan Neugebauer, Kai Agthe, persönlicher Referent des Naumburger Oberbürgermeisters, Gemeinderat Stefan Garthoff (Die Liste), Carmen Ilse, Lesepatin und Mitglied des Fördervereins der Stadtbibliothek, sowie die Schülerinnen Nelly Wilhelm (Domgymnasium), Clara Röders (Landesschule Pforta) und Meike Gerth (Freie Schule im Burgenland). Gelesen werden unter anderem Texte von Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Kurt Schwitters, Heinrich und Klaus Mann sowie Irmgard Keun und Alex Wedding.
Musikalisch begleiten werden die Veranstaltung die Leipziger Liedermacherin Paula Linke sowie die Band „Wahlverwandt* mit Stefan Garthoff und Mario Zoll. Moderiert wird die Veranstaltung von Tageblatt/MZ-Redakteurin Constanze Matthes.
Die Aktion „Lesen wider das Vergessen” wird bereits seit einigen Jahren in Naumburg veranstaltet, einst initiiert vom früheren Linke Bundestagsabgeordneten Roland Claus sowie vom Kreis- und Ortsverband der Partei Die Linke.
1933 fanden in zahlreichen Städten Bücherverbrennungen statt; organisiert von der NSDAP, der Hitlerjugend, der Deutschen Studentenschaft und Körperschaften der SA. Die Bücher waren von jüdischen und systemkritischen Schriftstellern und Wissenschaftlern verfasst worden, von denen viele später verfolgt und ermordet oder ins Exil oder auch in den Freitod getrieben worden sind.