Zu einer 1000 Jahrfeier gehören auch Kunstwerke im öffentlichen Raum. Wie der Vogelfänger-Brunnen am Topfmarkt, der 1996 von dem Bildhauer Karsten Tenner geschaffen wurde. 1998 kam der Abundantia-Brunnen am Oberlandesgericht nach einem Klinger Entwurf vor mehr als hundert Jahren, erst 1996 gegossen, hinzu. Dank des unvergessenen, ersten Oberbürgermeisters nach der Wende, Curt Becker, der sich auch für das Nietzsche Denkmal auf dem Holzmarkt, das von Heinrich Apel 2007 geschaffen wurde, einsetzte. In welchem Verhältnis da private Spendengelder und Fördergelder mit im Spiel waren, würde mich auch interessieren.
Nun liegen diese beiden Kunstwerke auf einer gerade für Touristen idealen Magistrale durch das Domviertel wie die Bürgerstadt. Gibt man bei Google Maps die Route zwischen beiden Kunstwerken ein, wird die Entfernung mit genau 1000 Meter angegeben. Ein neues Format ist gefunden: 1000 Meter Kunst. Und diese Entfernung wird auch nicht größer, wenn man anstelle der Herrenstraße zum Markt über den Reußenplatz und Topfmarkt läuft, wo man an dem Springbrunnen am Lindenring neben dem „Alten Krug“ vorbeikommt. Es wäre doch ein schönes Projekt, diese Route mit Denkmals-Kunst, die außerdem den Ekkehard-Brunnen am Dom und auch den Wenzels-Brunnen auf dem Markt miteinschließt, durch neue, moderne und zeitkritische Kunstwerke zu ergänzen.
Was könnte den 1000 Meter Kunst-Parcour an Kunstwerken ergänzen und wo? Ich fabuliere mal ein wenig. Auf dem Lindenring am Übergang Steinweg zur Herrenstraße muss ein Kunstwerk stehen, das auf die beiden Städte Domstadt und Bürgerstadt hinweist, die immer noch nicht gänzlich zusammengewachsen sind. Und das nicht die Teilung, sondern die Überwindung als Blick in die Zukunft zum Thema haben müsste. Apropos Blick, das beliebteste Fotomotiv auf den Naumburger Dom ist der Blick von der Insel am Steinweg (gegenüber Café Curt) auf den Domplatz. Hier könnte ein Bilderrahmen stehen, der das Format vorgibt, siehe Foto. Auf dem Marktplatz und in der Jakobsstraße vielleicht eine kunstvolle Bank, aus Plexiglas mit Innenleben. Aber auch ein Fernrohr auf den Wenzelsturm gerichtet mit einem Blick auf die Turmspitze, den man so nicht erheischen kann, wäre denkbar. Und der Organist der Hildebrandtorgel, Nicolas Berndt wünscht sich ein Bach-Denkmal. Das fände ich auch gut, aber einen für die Jugend, poppig mit roter Perücke auf ein senkrechtes Keyboard lehnend. Mit Blick auf die Sparkasse, die dann vielleicht als Mäzen auftreten könnte.
Überhaupt Mäzenentum, da wären die wohlhabenden Naumburger gefragt. Ich gebe zu, darauf zielt mein Leitartikel in diesem September. Jetzt schon die Idee weiter zu tragen, dass Privatleute in Zeiten klammer städtischer Kassen die Gestaltung der 1000 Jahrfeier selber in die Hände nehmen. Und Kunst zu stiften und sich damit in dieser Stadt auch unsterblich zu machen, also durch den Vermerk am Kunstwerk, das hat doch etwas. In Zeitz klappt das ganz gut. Die seit zehn Jahren sehr erfolgreiche Aktion „Wir in Zeitz“ um den Künstler Roland Lindner ist da für Naumburg auch ein gutes Vorbild. Einfach mal bei Youtube nachschauen. Also, liebe Naumburger, nicht nur Bäume spenden, jetzt ist die Kunst dran!