Nun ist wieder Platz und freie Sicht auf die Stifterfiguren im Westchor, das Marien Retabel von Lucas Cranach d. Ä. und Michael Triegel ist in Rom angekommen. Dort steht der Altar seit dem ersten Novemberwochenende in der Kirche Santa Maria della Pieta, die zu dem deutschen Friedhof Campo Santo Teutonico gehört, gleich linkerhand vom Petersdom. Für zukünftige Romreisende sei angemerkt, der Besuch des Friedhofs ist für deutsche Besucher kostenfrei, gegen Vorlage des Ausweises im Container bei den Schweizer Garden am Eingang, wird man durchgelassen. Und wird beschenkt mit einem kleinen Garten Eden voller Palmen und südländischer Gewächse, vollgestellt mit Grabsteinen, Figuren und Inschriften, die Zugang zu spannenden Lebensgeschichten bieten.

In der kleinen Kirche, die zu dem Friedhof gehört, wurde am 2. November vor über 100 Besuchern das Marien-Retabel feierlich begrüßt. Eingeladen hatte der Prälat der deutschen Erzbruderschaft, Dr. Peter Klasvogt, gekommen waren viele Persönlichkeiten aus Kirche, Kultur, Wissenschaft und Politik. Mit dabei der Künstler Michael Triegel, aber auch die Vereinigten Domstifter, vertreten durch den Dechanten Dr. Jörg Ulrich wie Dr. Holger Kunde. In der Stunde danach interessante Betrachtungen und Ausführungen über das Kunstwerk. Und auch Kritik an dem Verhalten der UNESCO Sachverständigen von ICOMOS. Andererseits auch Freude über diesen Umstand, den Altar nun hier auf geheiligter Erde begrüßen zu dürfen.

Es ist nun schon der dritte Ausflug des Altars nach Paderborn und Wien, aber hier in Rom wird er nun die kommenden zwei Jahre beheimatet sein. Manch einer wird ihn in Naumburg vermissen, viele erst jetzt die Leere spüren, manch andere es als Schachzug in Bezug auf die Bedrohung seitens der ICOMOS auf den Welterbe-Titel sehen. Aber was für eine tolle Chance, ihn dort für Naumburg werben zu lassen. Man sollte viel mehr Kunstgegenstände, vor allem die, die in den Archiven dieser Stadt schlummern, auf die Reise in die Welt schicken. Was für ein kluges Vorgehen im Vorfeld des Stadtjubiläums.

Dass das Marien-Retabel nun ausgerechnet hier in Vatikan-Stadt steht, hängt auch mit Michael Triegel und seinem engen Verhältnis zu Rom zusammen. So findet sich auf dem Campo Santo auch ein Grabstein mit dem Namen Burkhard Scheffler, einem römischen Obdachlosen, der Triegel für das Marienbild Model gestanden hat. Er ist der Mann mit dem roten Basecap im Hintergrund zur rechten Marias. Wie viele Deutsche, die in Rom lebten, hat er hier seine letzte Ruhestätte gefunden.

So werden wir uns jetzt in den kommenden Jahren bewusst werden können, ob oder ob nicht der Triegel-Altar im Westchor seinen eigentlichen Platz hat, unabhängig davon, was irgendwelche Sachverständige querulieren. Und so mancher Naumburger wird nach Rom pilgern, um den Altar zu besuchen und dort ein kleines Stück Garten Eden vorfinden. Und 2028 zur 1000 Jahrfeier werden wir dem Altar in Naumburg einen großen Empfang bereiten.

