Thomas Wieduwilt – Das SCHWEIGEN DER BILDER – Ausstellung im Schlösschen bis zum 16. November 2025.
Es gibt wohl keinen Künstler in Naumburg, der solch ein über Jahrzehnte gewachsenes Oeuvre sein Lebenswerk nennen kann (vielleicht von Andreas Neumann-Nochten abgesehen, der lebt aber seit 30 Jahren in Görlitz). Thomas Wieduwilt wurde vor 76 Jahren in Berlin Spandau geboren. Hineingeboren in eine spannende Zeit auf der von einer Mauer umgebenen Insel West-Berlin erlebte er als Zeitzeuge den Mauerbau, die 68er- wie auch die Woodstock Zeit hautnah, lernte Gitarre, spielte in Bands, malte, schrieb und absolvierte ein ordentliches Studium der Architektur an der TU. Die Jahrzehnte danach verbrachte er mit zahlreichen Bauprojekten, aber auch künstlerischen Aufträgen an Bauten – die Liebe war es, die ihn vor einem viertel Jahrhundert nach Naumburg, genauer nach Schönburg verschlug. Dort lebt und arbeitet er auf einen Dreiseitenhof, der unzählige, meist großformatige Bilder beherbergt, wie ich bei einem Besuch vor ca. 15 Jahren staunend entdecken durfte. Und es wurde natürlich musiziert an diesem Tag.
Es ist der Stadt Naumburg und dem hiesigen Museum zu danken, dass diesem Künstler nun eine große Ausstellung mit Arbeiten ausgerichtet wurde, die ein halbes Jahrhundert Schaffenszeit abdecken und trotz ihrer Vielschichtigkeit immer einen roten Faden erkennen lassen. Die Faszination der Surrealisten um Dali und Magritte, die in den 70er Jahren junge Menschen wie Thomas (und mich) in den Bann zogen, kann man stilistisch vor allem im Frühwerk wieder erkennen. Und dann ist da noch Uta. Nein, nicht die erste Freundin von Thomas Wieduwilt, sondern die Uta aus dem Naumburger Dom, die er in vielen Bildern zum Thema macht.
An ihr kommt man als zugereister Naumburger nicht vorbei, sie steht für den Mythos und die Anziehungskraft, den diese Stadt ausübt und der immer noch wirkt und Menschen hier heimisch werden lässt. Aber auch Nietzsche findet sich mehrmals in der Ausstellung, der Wahlnaumburger, der immer wieder mit seiner Stadt haderte. Auch diese Seite kennt man als Zugezogener, vor allem, wenn man mal Großstädter war. Da hat die Provinz immer etwas, mit dem man sich von Zeit zu zweit abarbeiten (sich reiben passt besser) muss. Und das tut dieser Stadt gut, dass so viele künstlerisch ambitionierte Menschen hier leben und arbeiten und der Stadt Größe geben. Und voran solch ein großer Gesamt-Künstler wie Thomas Wieduwilt. Seiner Ausstellung wünsche ich in den kommenden Wochen viele Besucher, nicht nur Touristen, sondern vor allem einheimische Zeitzeugen.
Die Ausstellung im Schlösschen am Markt ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 11.00 und 17.00 Uhr geöffnet.