Auf dem Weg nach Zeitz, in dem kleinen Ort Hollsteitz zur Linken der Bundesstraße, lebt und arbeitet der Künstler Roland Lindner und seine Frau Kerstin. In Naumburg ist er kein Unbekannter. Seine allererste Ausstellung am Anfang seiner Künstlerkarriere fand in der Naumburger Ideenschmiede Mitte der 90er Jahre statt. In diesem Jahr stellt er zum vierten Mal in der Wenzelskirche aus, im Turnus von drei Jahren. Die diesjährige Ausstellung mit teilweise großformatigen Arbeiten aus Holz, Bronze und Stein ist übertitelt: Endlich(e) Zeit. Man mag gespannt sein, wie in drei Jahren zur 1000 Jahrfeier seine Ausstellung thematisiert sein wird. Auf jeden Fall hat Roland das Stadtjubiläum auf dem Schirm, den Diskurs in gemeinsamen Gesprächen über Kunst im Raum im Jahre 2028 haben wir schon vor zwei Jahren begonnen.
Er ist Teil der Marketingaktion „Wir sind Zeitz“ und hat dort eine Reihe von Kunstwerken im öffentlichen Raum realisiert. Hat er eine Idee für ein Kunstwerk in Verbindung mit einem konkreten Standort geht er in Vorleistung. Er schafft erst das Kunstwerk und dann sucht er einen Mäzenen, der es ermöglicht, dass das Kunstwerk aufgestellt wird. So sind in Zeitz eine Reihe von Kunstwerken in den vergangenen zehn Jahren zusammen gekommen, Puzzlestücken gleich ergeben sie ein Gesamtkunstwerk und haben die öffentliche Hand keinen einzigen Euro gekostet. Sein Credo „Zwischen einem Traum und dem Ziel liegt die Tat“ ist sicherlich anderes gemeint, aber man kann es auch auf diese Herangehensweise herunterbrechen. Aber nicht nur in Zeitz und Umgebung stehen seine Kunstwerke, es gibt Dauerausstellungen an der Ostsee und in der Droyssiger Schlosskirche hängt ein überdimensionales Pendel an der Wand, sein letztes Puzzlestück, finanziert von einem süddeutschen Mäzenen, mit dem er seit Jahren befreundet ist. Sein „Wir für uns“ kommt Zen buddhistisch herüber, es ist nicht der Künstler oder seine Kunst isoliert, sondern immer das Zusammenspiel mit dem Ort und dem jeweiligen Betrachter, aber auch der Person, die dies alles ermöglichte.
In einem Zeitungsinterview las ich, dass er ein weiteres Puzzlestück für Naumburg plant, die Idee zu der Bronzeplastik hat er schon länger und mir fiel beim Lesen des Artikel auf, dass ich vor längerer Zeit von einem der ersten Modelle einen kleinen Schnapsschuss gemacht hatte. Nun gibt es einen möglichen Sponsor, das Werk steht auf der Prioritätenliste des Künstlers und ein Ort im Rahmen von „1000 Meter Kunst“ zu finden wird der nächste Schritt sein. Roland Lindner möchte es noch nicht an die große Glocke hängen, aber das Projekt unter dem Arbeitstitel „Wann, wenn nicht jetzt“ nimmt nun konkrete Formen an. Es zeigt einen Mann, der eine Kugel die Rampe hochrollt oder, umgekehrt betrachtet, mit den Händen aufhält.
Eine Präsentation des Kunstwerks spätestens im kommenden Jahr sehen wir gespannt und freudig entgegen.