Zu DDR-Zeiten war es üblich, dass bei Bauprojekten ein kleiner Prozentsatz in künstlerische Zuarbeit floss, um die regionalen Künstler an Projekten zu beteiligen. Das konnte ein steinerner Wandfries im Hallenbad am Linsenberg sein, oder ein Springbrunnen auf dem Holzmarkt. Mit diesem wurde der Naumburger Künstler Klaus Sängerlaub Ende der 70er Jahre beauftragt und der Keramiker, der an der Burg Giebichenstein in Halle seine Ausbildung gemacht hatte, schuf ein großes, sehr florales Brunnenensemble. Anlass war die Umgestaltung der Jakobsstraße zu einer Fußgängerzone, die damals noch Straße der deutsch-sowjetischen Freundschaft hieß und zugleich eine Baumaßnahme für die anstehende 950 Jahrfeier Naumburgs ein Jahr später. Auf den senkrecht aufgestellten Röhren waren aus Ton gebrannte Rosetten angebracht, aus denen das Wasser sprudelte. Ein Kunstwerk, aber auch gleichzeitig ein robustes Klettergerüst, das im Sommer von den Kindern zur Abkühlung benutzt wurde.
Bis zur Neugestaltung des Holzmarkt gut 25 Jahre später, dominierte der Brunnen, der im Naumburger Volksmund auch Penisbrunnen genannt wurde, den Platz. Dann entschied der damalige OB Curt Becker, indem er fragte, „ist das Kunst, oder kann das weg?“ Er hätte den Brunnen lieber in Halle Neustadt gesehen, aber nicht in „seiner“ idyllischen Naumburger Altstadt. Aber es gab auch technische Gründe, die einen Weiterbetrieb des Brunnens fortan unmöglich machten. 1978 waren der Wasseranschluss und die für den Springbrunnen notwendigen Pumpen in einer leerstehenden Hausruine am Platz untergebracht worden. Nun gut zehn Jahre nach der Wende gab es für das Grundstück Eigentumsansprüche, ein Weiterbetrieb hätte eine neue Zuleitung und technisch aufwendige Umbauten bedeutet. Da war die Neugestaltung des gesamten Platzes dann eine konsequentere Lösung. Der Brunnen fand allerdings nicht nach Halle, sondern wurde entsorgt.